Tiefkühlpizza als Trend-Produkt? Bei “Food Trend” denken viele an neues, spannendes und überraschendes, doch ein Blick auf die Zahlen zeigt eindeutig: Tiefkühlpizza liegt im Trend.
In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland über 400.000 Tonnen TK-Pizza verkauft, der größte Teil davon im Lebensmittelhandel und nur ein geringer Anteil im Außer-Haus-Geschäft mit der Gastronomie.
Nicht nur das. Seit dem Jahr 2011, ist der Absatz von Tiefkühlpizza jedes Jahr konstant gestiegen, insgesamt um rund 44 Prozent.
Der jährliche Zuwachs ist ein Grund, warum an der Pizza kein Weg im Tiefkühlbereich mehr vorbeiführt. Rund 49 Kilogramm Tiefkühlwaren verzehren wir durchschnittlich im Jahr — pro Person. Fünf Kilogramm davon sind Pizza. Das reicht für Platz 2, hinter TK-Backwaren.
Alleine 26 Millionen Verbraucher*innen in Deutschland essen mindestens ein Mal im Monat eine TK-Pizza — etwa fünf Millionen sogar einmal bis mehrmals pro Woche. Davon profitieren vor allem Nestlé und Dr. Oetker. Die beliebteste Pizza-Marke in Deutschland sind die Wagner-Pizzen, sowie die Dr. Oetker-Marken „Ristorante“ und „Die Ofenfrische“.
Lange Zeit passierte nicht viel auf den Pizza-Markt. Neues ja, aber meist sind es neue Marken bekannter Namen wie Dr. Oetker und Nestlé.
Pure langweile, mittelmäßige Qualität. Doch das änderte sich 2016 mit der Gründung von Gustavo Gusto.
Die noch junge Marke Gustavo Gusto hat mit Premium-Tiefkühlpizza in Restaurantqualität nicht nur ein neues LEH-Segment geschaffen, sondern auch den gesamten TK-Pizzamarkt und dessen bisherige Platzhirsche in Bewegung gebracht.
Es begann mit einer kleinen Pizzabude in der Nähe der Passauer Universität. Testweise wurde die handgemachte Pizza dann einmal eingefroren und wieder aufgebacken. Und siehe da: schon war sie geboren, die handgemachte TK-Pizza in Übergroße. Eine Erfolgsstory, die bis heute anhält.
Shademan Souri verkaufte bis vor einigen Jahren frische, luftige Pizza in seiner Pizzeria »Wolke« in Gießen. Dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr, die Lockdowns. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, begann Souri, tiefgekühlte Pizzen zu verkaufen — mit Erfolg.
Hunderte Supermärkte haben seine Ware gelistet und seit der Fertigstellung der neuen Manufaktur, kann Shadi Souri fünfmal so viele Pizzen ausliefern wie bisher.
Deutschlandweite Bekanntheit erhielt die „Pizza Wolke“ dank ihrer beliebten Sorte mit dem Namen „Champignons League“ an. Das passt der UEFA so gar nicht, weshalb Souri ein Anwaltsschreiben erreichte. Dieses teilte er auf seinem Instagram-Account und schreib dazu: „Ich fühle mich geehrt! Als ein Kind des Fußballs! Eine Anzeige von der UEFA? Seriously?“ Aus Sorge, vor schlechter Publicity sah der europäische Fußballverband dann doch von einer Klage gegen eine Pizzeria aus Gießen ab.
Egal ob neue Oetker-Marken, Gustavo Gusto oder Pizza Wolke, letztendlich haben alle dasselbe Ziel — den Lebensmitteleinzelhandel. Neben Restaurant, Lieferservice sowie die Direktvertriebler Eismann und Bofrost mit ihren Kühlwägen, werden die meisten Pizzen immer noch im LEH verkauft. Ein steiniger Weg, mit wenig Platz für neue Unternehmen und harten Preisverhandlungen.
Warum sollte man sich das antun, dachten sich mymuesli-Gründer Philipp Kraiss und sein ehemaliger Mitarbeiter Christian Mahler. Mit ihrem neuen Unternehmen Freda gehen sie einen andern Weg, ohne LEH, direkt zu den Endkonsument*innen.
Freda setzt auf tiefgefrorene Pizza, die per Expressversand nach Hause geliefert wird. Darüber hinaus überzeugt die Marke nicht nur mit guter Qualität, sondern auch mit neuen Sorten. Neben den Klassikern findet man Pizzen wie Salsiccia Smash oder Spicy Spianata.
Der zunehmende Trend um Tiefkühlpizza bringt aber auch ein Problem mit sich: den Verbraucher*innen wird schnell langweilig. Jede Woche dieselbe Pizza? Obwohl im Restaurant und Lieferdienst meist die persönliche Lieblingspizza geordert wird, streben viele im Supermarktregal nach Abwechslung. Doch die Wahl zwischen Margherita, Tonno, Fungi, Salami oder — Gott bewahre — “Hawaii”, reicht nicht mehr.
Es braucht neues, es braucht interessantes, es braucht… Special Editions!
Obwohl sie sicherlich nicht die ersten waren, kann man den Beginn des Collabo-Hypes erneut Gustavo Gusto zuschreiben. Zusammen mit Luca Scharpenberg alias ConCrafter, der damals als einer der größten und bekanntesten deutschen Influencer galt und sich selbst als „größten Pizza-Fan der Welt“ bezeichnet, entwickelte das Unternehmen eine Pizza mit Prosciutto und Mozzarella sowie einem außergewöhnlichen schwarzen Pizzaboden aus pflanzlicher Aktivkohle.
Erst kürzlich launchte der Pizzahersteller eine neue Sorte in Kooperation mit Sony Pictures. Zum Start des Blockbusters "Ghostbusters: Frozen Empire" begeistert eine Sonderedition alle Geisterjäger-Fans in deutschen Supermärkten. Passend zum Schauplatz des Kinofilms kommt die neue, zeitlich limitierte Variante im New-York-Style daher mit Tomaten, Mozzarella, Cheddar und Peperoni-Salami - einziger Unterschied zu den typischen extra dicken American-Style-Pizzen: Der Boden der Ghostbusters-Pizza ist extra dünn wie man es von den klassischen Gustavo-Gusto-Sorten gewohnt ist.
Auch Handelsgigant Edeka hat den Zeitgeist erkannt. Zusammen mit dem Erfolgs-Podcast "Baywatch Berlin" brachten die Hamburger 2023 die Sondereditionen Golden Margherita und Million Dollar Salami heraus. Ein kurzes Vergnügen, aber ein Experiment, das mehr verspricht.
Und die neueste Kreation im PIzza-Himmel? Die stammt von der bereits erwähnen Pizza Wolke. In Zusammenarbeit mit Seven.One Licensing und ProSieben bringt die Marke die "BroSieben EhrenPesto" heraus. Die Pizza mit Tomatensauce, Fior di Latte, Mozzarella-Bällchen und frischem Basilikumpesto ist das Resultat einer Kooperation zwischen der Pizza Wolke und BroSieben, einem beliebten TikTok-Charakter des TV-Senders ProSieben. Frische Zutaten in Kombination mit modernem TikTok-Zeitgeist und traditionellem neapolitanischem Flair.
Nur einige von vielen Beispielen, die zeigen: Mit Quattro Formaggi und Prosciutto kommt man heute nicht mehr weit.
Geht es um Tiefkühlpizza in Deutschland führt kaum ein Weg an den Platzhirschen Dr. Oetker und Wagner vorbei. Das legt auch eine Umfrage der Statista Consumer Insights nahe.
Dennoch sichern sich u.a. REWE und Edeka mit ihren Eigenmarken “Gut & Günstig” (Edeka) und “ja!” (REWE) nicht unwesentliche Marktanteile.
Dennoch, Konsument*innen verlassen sich beim Kauf von Tiefkühlpizza vor allem auf Marken, die sie kennen und zu denen bereits ein gewisses Vertrauen aufgebaut wurde. Wie die Vergangenheit zeigt, streben sie aber auch nach Abwechslung. Die Tür für neue Marken und Eigenmarken bleibt also offen.
Quellen und Verweise:
https://www.wuv.de/Themen/Media/Pizza-BroSieben-EhrenPesto-vereint-TikTok-Hype-und-Geschmack
https://verbund.edeka/presse/produktsteckbriefe/baywatch-berlin-million-dollar-salami-pizza.html
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